Erstes Netzwerktreffen der Wasserstoff-Akteure, Foto: Jutta Abromeit

Baruth will auch Wasserstoff-Region werden

Das Städtchen im Urstromtal war Gastgeber eines ersten Treffens von Akteuren künftiger Technologien für Mobilität und Energie-Gewinnung

So viel Zukunftsmusik hat das 300-jährige Alte Schloss Baruth wohl noch nie gehört: Mehr als zwei Dutzend Fachleute und Interessierte staunten beim 1. Netzwerktreffen von Wasserstoff-Akteuren im Kreis Teltow-Fläming und in der Region über Ideen und Fördersummen. Da sprach Bürgermeister Peter Ilk (parteilos) für die Gastgeberstadt Baruth – seit 2019 „Global nachhaltige Kommune“ – über solche Dinge: Wertschöpfungsketten nicht nur beim Holz, sondern auch bei Photovoltaik-Technik und IT; vielleicht befülle die Betreiberfirma der Erdgasrohre durchs Stadtgebiet irgendwann nur noch eine Leitung mit Gas, die andere mit Wasserstoff, „wer weiß“.

Erstes Netzwerktreffen der Wasserstoff-Akteure, Foto: Jutta Abromeit
Erstes Netzwerktreffen der Wasserstoff-Akteure: Wirtschaftsförderer Siegmund Trebschuh, Bürgermeister Peter Ilk, Landrätin Kornelia Wehlan und Steffen Schlegl vom Wirtschaftsministerium Brandenburg (von links) Foto: Jutta Abromeit

Ilk rechnet auch damit, dass der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) in Horstwalde eine entscheidende Rolle beim Testen von Wasserstoff-Technologien zukommt und sich Handwerksberufe entscheidend ändern.

Volker Fleischer, Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Teltow-Fläming (VTF) hörte sehr genau zu, als Klaus Henschke, Cluster-Manager Energietechnik bei der Wirtschaftsförderung Brandenburg, von Landes-, Bundes- und EU-Förderung für Wasserstoff-Projekte sprach. Denn bisher fährt die gesamte VTF-Flotte von 100 eigenen und 20 gemieteten Bussen noch mit Diesel. Ein erstes Hybrid-Fahrzeug werde jetzt getestet, so Fleischer gegenüber der MAZ.

Für Wilfried Thielicke, Wirtschaftsförderer der Stadt Ludwigsfelde, ist Wasserstoff nicht nur ein Thema, bei dem der größte Industrieort im Kreis dabei sein will. Thielicke will mit dem VTF-Chef über den Antrieb der Bus-Flotte sprechen: „Das ist für uns Kommunen, die wir den ÖPNV wesentlich mit bezahlen, auch wirtschaftlich ganz wichtig.“

Es ging bei dieser Veranstaltung zur Wirtschaftswoche Teltow-Fläming um Enkeltauglichkeit von Technologien, um veraltete Schulheizungen, künftige Mobilität oder ein Wasserstoff-Multi-Energie-Gaswerk Baruth.

Erstes Netzwerktreffen der Wasserstoff-Akteure, Foto: Jutta Abromeit

Für Bürgermeister Ilk steht fest: „Es muss eine Fortsetzung dieses Netzwerk-Treffens in größerem Rahmen geben.“ Und er will mit Nachbarkommunen eine Wasserstoff-Tankstelle in der Region haben; „wenn keiner mitzieht, kümmert sich Baruth allein drum.“ Kümmern will sich auch der Landkreis mit – um die riesige Förderung, die es über den Bund für Wasserstoffregionen gibt. Im ersten Anlauf hatte Baruth Förderstufe eins für eine Startphase nicht bekommen – 200.000 Euro wären das im ersten Jahr für solche Veranstaltungen wie das Netzwerk-Treffen.

Auf die MAZ-Frage, wie viele Wasserstoff-Tankstellen Brandenburg bisher hat, antwortete Ministeriumsmann Schlegl: „In Deutschland bisher 93, nach der Zahl für Brandenburg muss ich mich erkundigen.“ Aus dem Publikum kam: „Zwei – eine in Potsdam und eine am BER.“

NACHTRAG: Wo man Wasserstoff in der Region tanken kann

Frage nach der Anzahl an Tankstellen wurde beantwortet

Bisher gibt es lediglich drei Wasserstoff-Tankstellen im ganzen Land Brandenburg. Darüber informierte nun Claudia Lippert vom Wirtschaftsministerium in Potsdam.Beim ersten Wasserstoff-Netzwerktreffen am vergangenen Freitag in Baruth/Mark hatte die MAZ Ministeriumsvertreter Steffen Schlegl die Frage gestellt, wie viele Wasserstofftankstellen es aktuell in Brandenburg gibt.

Schlegl wusste lediglich die Zahl 93 für die gesamte Bundesrepublik und hatte zugesagt, sich für Brandenburg zu informieren. In der Antwort aus Potsdam heißt es nun: „Laut H2-live-Karte gibt es aktuell drei Wasserstoff-Tankstellen in Brandenburg – in Potsdam, Neuruppin und Prenzlau sowie eine Tankstelle am BER.“ Die Tankstelle in Prenzlau befinde sich jedoch noch in der Planung, „soll aber noch im 4. Quartal 2021 in Betrieb gehen“, so Claudia Lippert vom Ministerium. Laut der von Schlegl bereits genannten H2-live-Karte, gibt es in der Bundeshauptstadt sieben H2-Tankstellen, „wovon sich drei noch in der Realisierung befinden“, so Claudia Lippert.

Wer sich selbst eine Übersicht über die Wasserstoff-Tankstellen in Deutschland machen möchte, kann dies im Internet unter: https://h2tankstellen.cleanenergypartnership.de

Artikel in der Märkischen Allgemeinen vom 8. November 2021

Text und Bilder:
Jutta Abromeit (Märkische Allgemeine)