Verantwortliche lernen Anforderungen an Arbeitskräfte im Pflegebereich kennen
Wünsdorf • Um eine praxisnahe Erfahrung ging es bei der Veranstaltung „Fachkräftesicherung in Engpassberufen“ im Rahmen der Wirtschaftswoche Teltow-Fläming, die als gemeinsame Veranstaltung durch den Landkreis und die Agentur für Arbeit organisiert wurde. Vertreter beider Institutionen und des Jobcenters Teltow-Fläming besuchten die TIW Therapeutisch Intensives Wohnen GmbH, um von Geschäftsführerin Judith Daniel die Anforderungen an potenzielle Arbeitskräfte kennenzulernen. Ziel des Treffens war, arbeitslose Menschen noch zielgenauer vermitteln zu können oder sie in Projekten wie der Integrationsbegleitung für Langzeitarbeitslose dafür noch fitter zu machen.
Judith Daniel freute sich bei der Begrüßung, so viele Entscheider an einem Tisch zu haben. Neben Kerstin Borngräber, Sachgebietsleiterin Arbeitsmarktpolitik des Amtes für Wirtschaftsförderung und Kreisentwicklung und ihrem Kollegen Sven Wadefuhl gehörten dazu Katrin Urban, Geschäftsführerin des Jobcenters, mit ihren Arbeitsvermittlerinnen Franka Rösler und Lisa Werner. Die Agentur für Arbeit mit ihren Standorten in Luckenwalde und Zossen war mit Katrin Schwarzer, Nicole Kitzing, Kerstin Walter und Stefan Hermann stark vertreten.
Spezifisch für den Landkreis ist, dass die genannten Organisationen inklusive der Jugendberufsagentur seit Jahren sehr eng kooperieren, um Arbeitnehmer und Arbeitgeber passend zusammenzubringen. Gerade Katrin Urban und Stefan Herrmann erscheinen bereits oft wie „siamesische Zwillinge“. Beide bedanken sich bei Frau Daniel für die erübrigte Zeit und merken an, dass die Plätze in der Runde „heiß begehrt“ waren.
Die Vorstellung der TIW übernahm der Assistent der Geschäftsleitung David Altkuckatz, der 2018 als Pflegefachkraft im Unternehmen angefangen hat. Inzwischen hat er Personalverantwortung und kennt die Probleme mit Arbeits- und Fachkräften genau. Seiner Geschäftsführerin dankt er für die Unterstützung beim Studium im Pflegemanagement, das er momentan berufsbegleitend absolviert.
Judith Daniel gründete die TIW 2013 in Zossen ohne Budget direkt nach ihrem Bachelor-Studium. Mit insgesamt 117 Mitarbeitern, davon bis zu 95 in Vollzeit, ist der Pflegedienst mit ambulanter und häuslicher Pflege, verschiedenen Therapieangeboten und mehreren Wohngruppen heute rentabel. Neben den Vollzeitstellen werden auch Teilzeit- (ab 20 Stunden pro Woche) oder geringfügige Beschäftigungsmodelle angeboten. Diese Offenheit und Flexibilität ist heute unabdingbar. Seit 2021 ist die TIW als familienfreundlicher Arbeitgeber anerkannt.
Auch verschiedene Ausbildungswege bietet das Pflegeunternehmen an, zusätzlich zur regulären dreijährigen Ausbildung für Schulabgänger ist eine vierjährige berufsbegleitende Ausbildung möglich. Diese Variante wählen oft ältere Semester, die bereits über Lebenserfahrung verfügen und finanziell auf eigenen Beinen stehen müssen. Die Lernzeit wird neben der 30-stündigen bezahlten Tätigkeit entsprechend gestreckt. Eine gute Zusammenarbeit besteht hier mit den nach AZAV zertifizierten Schulen Campus Berlin Südkreuz und Potsdam Hermannswerder. Künftig wird es auch eine Kooperation mit dem sehr gut ausgestatteten Oberlinhaus geben.
David Altkuckatz beklagt, dass die Fähigkeiten von Bewerbern teils signifikant zurückgegangen sind. Es fehlten Basics und Kommunikationsbereitschaft. Daraufhin sind sowohl die Einarbeitungsmappen und Einstellungsgespräche umgestellt worden. Das Unternehmen gewährt jedoch auch Menschen mit fehlenden Qualifikationen oder mit Lernschwächen eine Chance. Denn wer „das Herz am rechten Fleck“ hat, kann trotzdem eine Top-Arbeit im Pflegebereich leisten.
Natürlich gibt es dabei auch reichlich Herausforderungen, denn oft muss eine Rundum-Betreuung von Patienten über 24 Stunden gewährleistet werden. Neben 8-Stunden-Diensten sind 12-Stunden-Schichten an der Tagesordnung, bei denen die Teams teilweise selbst die Wechselzeit bestimmen. Mit flexiblen Dienstplänen wird bis zu einem bestimmten Grad versucht, die Arbeitszeitmodelle an die persönlichen Bedürfnisse anzupassen. Bei häuslicher Pflege ist mit vorhandener Schlafmöglichkeit sogar ein 24-Stunden-Dienst (bei sieben Tagen im Monat) möglich.
Die Vergütung für die Pflegekräfte ist gut, berichtet Judith Daniel, jedoch hapert es oft an der Refinanzierung durch die Pflegeversicherung. Durch die verschiedenen Ausrichtungen des Sozialgesetzbuchs (SGB) sind viele Träger eingebunden, dazu kommt der Eigenanteil der Patienten. Bei der Durchsetzung der Leistungen entsprechend SGB unterstützt die TIW die Angehörigen, auch mit Anwälten für Sozialrecht.
Abschließend stellt sie ihr aktuelles Projekt „ZEN“ (Zentrum für ergänzende Naturheilmethoden) vor. Zum Einsatz kommen dabei unter anderem Klangbetten, diverse Heilkräuter und die Effiziente Funktionelle Therapie nach Dr. Dieter Lazik. Das ganzheitliche Angebot am Standort Erkner soll vorwiegend dem betrieblichen Gesundheitsmanagement dienen. Vier Klangbetten, eins davon für Kinder, sind am hiesigen Standort bereits seit längerem im Gebrauch. Jedes vom Österreicher Alfred Kaltenreiner gefertigte Exemplar ist ein Unikat. Von der Wirkung dürfen sich die Besucher dann sogar selbst überzeugen.



Text und Bilder: Gerald Bornschein