Jörg Martin (links) und Phil Hartmann im Bio-Hofladen

Jurybesuch bei der Gutes vom Dorf 3JZ GmbH

Von frischem Apfelsaft bis zur Zucchini

Mellensee • Noch etwas wild sieht es auf dem Hof der Gutes vom Dorf 3JZ GmbH in Mellensee aus. Über einen hölzernen Steg kommt man jedoch selbst bei Regen trockenen Fußes zum Hofladen. Unter dem Markenzeichen „Drei Jahreszeiten“ werden hier Bio-Produkte im Direktverkauf, aber auch über einen Biokisten-Lieferservice an den Mann oder die Frau gebracht. Laut Überlieferung aus dem Griechischen gibt es für die Landwirtschaft ja nur drei Jahreszeiten!

Gemeinsam haben Phil Hartmann (31) und Jörg Martin (54) das Unternehmen seit 2018 in der Region etabliert, in der sie beide heimisch sind. Der ursprüngliche Standort in Altglobsow nahe dem Stechlinsee wurde aus verschiedenen Gründen aufgegeben, nicht jedoch die im Norden Brandenburgs bereits akquirierten Kunden. Diese haben die Firma in Corona-Zeiten über Wasser gehalten. Somit fährt Phil Hartmann jeden Donnerstag die Nordroute ab, um die individuell gepackten Biokisten abzuliefern. Einer seiner Mitarbeiter übernimmt dagegen die neu aufgebaute Südroute, die bis Luckenwalde und Jüterbog führt.

Die Abnehmer der Kisten erwartet ein nach eigenen Wünschen zusammengestelltes Wochenend-Paket mit Produkten aus ökologischem Anbau, die soweit möglich auch aus der Region stammen. Bestellungen werden regulär jeweils bis Dienstag 10.00 Uhr angenommen (sogenannte „Pünktlich-Besteller“). Alle bis zu einem Tag später eingehenden Aufträge sind die „Spät-Besteller“, die auch beliefert werden, aber je nach Angebot auf einen Teil der Ware verzichten müssen. Im Unterschied zu diversen Abo-Kisten erfolgt hier eine Lieferung ausschließlich nach der wöchentlichen Bestellung, das gehört zum nachhaltigen Anspruch des Unternehmens.

Aus über 800 verschiedenen Bio-Erzeugnissen können die Kunden wählen. Ein Teil stammt aus der Gemüseproduktion und dem Kräutergarten des engen ebenfalls bio-zertifizierten Kooperationspartners am Standort Mellensee, vieles von weiteren Brandenburger Lieferanten oder vom Bio-Großhändler Terra Naturkost. An jedem Mittwoch beginnt das große Packen, zunächst mit verpackter oder Trockenware wie Marmeladen, Chutneys oder Säfte. Am Abend kommen Obst und Gemüse dazu, und am Donnerstag früh schließlich frisches Brot und Kräuter. Anschließend gehen die Kisten auf die Reise, derzeit etwa 50 pro Woche, Tendenz steigend. Ab 50 Euro Bestellwert liefern die „Drei Jahreszeiten“ sogar kostenlos.

Da bei den Bio-Lieferanten häufig größere Mengen bestellt werden müssen, ergeben sich natürlich Synergieeffekte mit dem Hofladen. Was nicht in den Kisten landet, kann im Laufkunden-Geschäft verkauft werden. Und die nicht verbrauchten Reste werden zu Chutneys oder Marmeladen „wegproduziert“, sodass kaum tatsächliche Verluste auftreten.

Der Startschuss für den Laden fiel im Jahr 2020, eröffnet wurde im Mai dieses Jahres. Bisher konnte keine offizielle Einweihungsfeier stattfinden, das soll im Herbst mit einem Kürbisfest nachgeholt werden. Die Sorgen, dass der Laden nicht gut angenommen wird, haben sich schnell zerstreut. Die Alteingesessenen kamen immer wieder, und dank der benachbarten Eisdiele finden auch die zahlreichen Touristen im „Dorf der Fischer“ ihren Weg in den Hofladen. Eingeweihte erkennen übrigens an der in den Laden integrierten alten Hobelbank die ehemalige Tischlerei Schöne.

Auch ein Hof-Café soll hier entstehen, mit einer Außenküche und einer Terrasse, auf der einmal Quiches, Suppen und andere leichte Speisen serviert werden. Momentan bleibt es bei frischen Baguettes mit Marmelade oder Frischkäse, bereits kombiniert mit einem breiten Angebot an Bio-Kaffee. Ein Bauantrag ist beim Landkreis gestellt, in Absprache mit der Denkmalschutzbehörde wird viel der alten Substanz des Hofes erhalten bleiben.

Der Hofladen verfügt bereits über eine kleine Küche, in der die eigenen Markenprodukte hergestellt werden. Nach den Plänen der Betreiber soll daraus eine Gläserne Manufaktur werden, das hinter dem Laden gelegene Gebäude wäre dafür prädestiniert. Doch noch ist das Zukunftsmusik, man will zwar wachsen, aber mit Bedacht. Denn wie Jörg Martin weiß: „Der Kunde ist ein scheues Reh!“

Zurzeit stemmen insgesamt vier Mitarbeiter das gesamte Unternehmen, Spitzen werden regelmäßig durch Familie und Freunde abgefangen. Perspektivisch soll die Beschäftigtenzahl auf zehn anwachsen. Dringend gesucht wird derzeit ein (Bio-)Gärtner, der auch eigene Verantwortung übernimmt. Entsprechend soll auch der Anteil an eigenen Produkten, der momentan bei rund 20 Prozent liegt, kontinuierlich steigen. In Mellensee ist das Unternehmen übrigens schon längst angekommen. Neben der Mitarbeit im Verein Pro Mellensee sind die „Drei Jahreszeiten“ auch beim jährlichen Selbstschlagen der Bio-Weihnachtsbäume in der Schonung am Dorfrand präsent. Und auch die spontane Übernahme des Caterings für 1500 Gäste beim Fischerfest Mellensee 2019 dürfte in Erinnerung geblieben sein.

Quelle: Märkische Allgemeine vom 19. August 2021
Bild und Text: gb-design Gerald Bornschein

Weblink: www.drei-jahreszeiten.com

Artikel (gekürzt) der Märkischen Allgemeinen vom 19. August 2021