Dr. Maximilian Lude stellt Zukunftstrends vor

Mit Optimismus in die Zukunft

10. Wirtschaftswoche TF gestartet • Wie können Unternehmen auf Trends reagieren?

Die Jubiläumsausgabe der Wirtschaftswoche Teltow-Fläming ist den Zukunftsthemen gewidmet, merkt Dezernent Siegmund Trebschuh am Eröffnungsabend an. Dazu zählten Wettbewerbsfähigkeit, Digitalisierung und künstliche Intelligenz, der Wirtschaftsfaktor Mensch, Fachkräftesicherung und Energie, alles Schwerpunkte, die auf den Veranstaltungen der Woche mit dem Motto TF in TransFormation“ beleuchtet würden.

Begrüßung durch Dezernent Siegmund Trebschuh
Grußwort von Landrätin Kornelia Wehlan

„Wer Zukunft gestalten will, braucht starke Partner“, dankte Landrätin Kornelia Wehlan ihrem Grußwort allen an der Organisation Beteiligten. Die Resonanz zeige, dass Politik, Bürgerschaft und Verwaltung an einem Strang ziehen. Grund zur Freude biete auch der von Prognos im September veröffentlichte Zukunftsatlas, der TF als bestplatziertem ostdeutschen Landkreis eine starke wirtschaftliche Dynamik bescheinige.

„Ein Stückchen Schmerz bereitet“, dass die Einkommensentwicklung im unteren Mittelfeld liege. Schwierige Zukunftsaussichten beträfen momentan das Automotive-Cluster mit Schaeffler in Luckenwalde und Mercedes Ludwigsfelde, auch wenn gegenwärtig noch keine Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt zu spüren seien.

Dr. Maximilian Lude stellt Zukunftstrends vor

Als Experte für Innovations- und Zukunftsgestaltung im Mittelstand wurde Dr. Maximilian Lude angekündigt. In seinem fulminanten und rasanten Vortrag „Spieglein, Spieglein an der Wand, welche Trends sind morgen relevant?“ beleuchtete er, wie insbesondere Familienunternehmen auf Veränderungen reagieren können und müssen, um erfolgreich zu bleiben. Dass diese Transformation stattfindet und Einfluss auf die Wirtschaft hat, zeigte er mit einem Zehnjahres-Rückblick. Ob 3-D-Druck, TikTok oder Tesla, die Technologieentwicklung erfolge exponentiell, während der Mensch geneigt sei, linear zu denken. Da wir nicht in die Zukunft schauen können, empfiehlt er Wirtschaft, Politik und Verwaltung, sich mit „möglichen Zukünften“ auseinanderzusetzen.

Die Welt wird „schneller, komplexer und digitaler“, nicht alle neuen Technologien wie Metaverse, NFT oder Blockchain muss man verstehen oder anwenden, aber man sollte ihren Kontext verstehen, ist Dr. Lude überzeugt. Bereits heute kann man digitale Produkte oder Grundstücke („teurer als bei mir in München“) für echtes Geld kaufen, große Unternehmen versuchen über digitale Angebote, die nächste Generation an sich zu binden.

Studien bescheinigen dem Metaversum hohe Zuwächse insbesondere in den Bereichen E-Commerce, Lernen, Werbung und Spiele – also „definitiv ein Markt“. Ebenso wenig lasse sich die künstliche Intelligenz aufhalten, neben dem autonomen Fahren präsentiert er die durch KI vollendete 10. Sinfonie von Beethoven.

Dr. Maximilian Lude mit Portrait von Beethoven

Auch bei den Arbeitnehmern gibt es Veränderung, die neue Generation ist komplett anders aufgewachsen. Instagram und Tiktok lösen das altbewährte Google als Suchmaschine ab. Die Art der Bewerbungen sowie die Werte von Arbeit und Luxus ändern sich. Verstärkt durch den demografischen Wandel führt das zu Generationskonflikten in Unternehmen, den Arbeitsplatz der Zukunft zu schaffen, ist eine Herausforderung (Stichworte: Talent-Individualisierung, Sinn der Arbeit, horizontale Interaktion).

Zum Anpassen von Geschäftsmodellen empfiehlt Dr. Lude Unternehmen „mit beiden Händen zu agieren“. Diese Beidhändigkeit verlangt auf der einen Seite die ständige Weiterentwicklung des Kerngeschäfts (Exploitation), ergänzt durch die Suche nach neuen Möglichkeiten (Exploration). Kunden befragen und verstehen, Probleme finden und lösen gehört ebenso dazu wie Investitionen in Nachhaltigkeit und Bildung der Mitarbeiter.

Bei der Podiumsdiskussion

Die anschließende Podiumsdiskussion bricht viele der angesprochenen Themen wieder auf die brandenburgische Ebene zurück. Neben Wirtschaftsstaatssekretär Hendrik Fischer, Landrätin Kornelia Wehlan und Handwerkspräsident Robert Wüst sind mit Antje Kramer und Marc Oelker zwei erfolgreiche Handwerksunternehmen in der Runde vertreten. Tilo Hönisch von der Investitionsbank des Landes Brandenburg, die als Mitveranstalter des Abends fungiert, übernimmt die Moderation.

Exakte Zukunftsprognosen seien in der gegenwärtigen Lage schwierig, meint Hendrik Fischer, neben der Weiterbildung von Mitarbeitern legt er den Fokus vor allem auf eine aktive Strukturpolitik, die neben dem Land auch vom Landkreis forciert werden muss. Als einen Standortvorteil sieht er aktuell den Ausbau der erneuerbaren Energien und vor der Zukunft der Wirtschaft in Brandenburg ist ihm nicht bange, auch wenn er „schon von Amts wegen Optimismus verbreiten muss“.

Bei der Podiumsdiskussion
Bei der Podiumsdiskussion

Für Antje Kramer von der Kramer Elektro-Anlagen GmbH ist Zukunft gleichzusetzen mit Zuversicht, sie sieht sich durch den Vortrag in ihrer Mitarbeiterpolitik bestätigt. An die Politik richtet sie den Appell: „Bildung, Bildung, Bildung!“ Ein Thema, das im Anschluss kontrovers diskutiert wurde.

Robert Wüst sieht als Präsident der Handwerkskammer Potsdam weiter große Herausforderungen auf die Betriebe zukommen. Doch „wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken“, die Transformation mit Digitalisierung und Innovation wird durch die Unternehmen flexibel und mit Optimismus gemeistert. Marc Oelker, Geschäftsführer der SIK-Holzgestaltungs GmbH, stimmt ihm zu: „Der Weltuntergang fällt aus!“ Ihm ist es wichtig, die Menschen mitzunehmen und an den Veränderungen zu beteiligen. Tilo Hönisch bedankte sich für die offenen Antworten der Teilnehmenden und wünschte im Nachgang weitere gute Gespräche.

Text und Bilder: Gerald Bornschein

Die Eröffnungsveranstaltung wird traditionell von der Investitionsbank des Landes Brandenburg unterstützt.

MAZ-Artikel vom 10. November 2022