Dajana Rosenkranz vom DWIF zur touristischen Nutzung von Leerstand

Ringen um den Service für Gäste

Automatisierung und Leerstand als Schwerpunkte der Fläminger Tourismusgespräche

Dobbrikow • Im Rahmen der Wirtschaftswoche Teltow-Fläming beleuchteten die Fläminger Tourismusgespräche erneut Schwerpunktthemen der Branche. Unter Federführung des Tourismusverbands Fläming e. V., unterstützt durch die Wirtschaftsförderung des Landkreises und die IHK Potsdam, ging es diesmal um den Mangel an Personal und die Leerstands-Problematik. Daniel Sebastian Menzel, Geschäftsführer des Tourismusverbands, und Stefanie Seifert, Tourismusbeauftragte in TF, begrüßten die interessierten Touristiker der Region im Haus am Bauernsee in Dobbrikow.

Der Vormittag widmete sich dem Thema „Service ohne Servicekräfte“. Susanne Eichholz und Janina Bachmann-Graffunder verfügen über reichlich Erfahrung in der Hotellerie und treten gemeinsam als Speaker und Coaches als „Mentoria“ auf. Sie versuchen aufzuzeigen, wie heute und in Zukunft trotz anhaltendem Fachkräftemangel Service ohne Qualitätsverlust geboten werden kann.

Eine Möglichkeit dabei ist der Einsatz von automatisierten Technologien und Systemen, von Buchungs-Apps bis zum Einsatz von Service-Robotern. Das Ziel – glückliche Mitarbeiter, entspannte Gastgeber und zufriedene Gäste – kann trotz und durch Automatisierung und Optimierung erreicht werden. Allerdings ist dafür eine stärkere Kommunikation und ein Umdenken sowohl auf der Ebene der Gäste als auch der Mitarbeitenden erforderlich.

Anhand verschiedener Beispiele wie der Bündelung von Services via Smartphone, Online Check In, automatisierten 24/7-Shops oder Open Bar Systemen werden Chancen und Risiken erläutert. Eine weitere Möglichkeit ist das Outsourcing von Dienstleistungen, und auch das Thema Nachhaltigkeit darf in dieser Betrachtung gern einbezogen werden. Letztlich gilt es, die Balance zwischen Vorteilen der Automatisierung, Bedürfnissen der Gäste und Anforderungen des Personals zu finden. Der persönliche Kontakt bleibt weiter entscheidend für die Servicequalität, doch hybride Modelle werden in der Zukunft Technologie und menschlichen Service integrieren. „Ein menschliches Lächeln kostet nichts, aber es ist unbezahlbar!“, so das Fazit der beiden Referentinnen.

Dajana Rosenkranz vom DWIF zur touristischen Nutzung von Leerstand

Am Nachmittag stellt Dajana Rosenkranz von der dwif-Consulting GmbH eine Machbarkeitsstudie zur touristischen Nachnutzung von Leerstands-Objekten vor. Diese soll Impulse für eine Belebung und Nachfolge im Tourismus der Region geben. Über Online-Befragungen und einen Kreativ-Workshop wurde eine Bestandsanalyse vorgenommen sowie deutschlandweit die Marktlage und Trends betrachtet. Insgesamt 29 Objekte (davon sieben erst von Leerstand bedroht) wurden in die Studie aufgenommen, wobei nicht alle Orte repräsentativ vertreten waren.

Gerade in touristischen Einzugsgebieten, wie entlang von Rad- und Wanderwegen, wurde dabei eine Unterversorgung im Bereich Hotellerie und Gastronomie festgestellt. Ein Knackpunkt bei der Nachnutzung sind die Eigentumsverhältnisse, rund 60 Prozent der Objekte befinden sich in privater Hand, so dass der Einfluss der Tourismusverantwortlichen gering ist. Bemerkenswert ist der hohe Anteil der reinen Gastronomiebetriebe, ohne weiteres Standbein ist heute kaum ein wirtschaftlicher Betrieb möglich.

Die Qualität der untersuchten Standorte reicht von „schlüsselfertig“ bis abrissreif, wobei in allen Fällen Investitionen für eine Marktfähigkeit erforderlich sind. Drei ausgewählte Locations wurden besichtigt und näher untersucht. Beim Bahnhof Wiesenburg gibt es bereits genossenschaftliche Ambitionen in Zusammenarbeit mit der Kommune. Neben Co-Working-Space sollen ein Kiosk und eine Eventfläche aktiviert werden. Der Inhaber eines privat geführten Hotelbetriebs hat sich zum Verkauf entschlossen und einen Makler beauftragt, hier ist also eine neue Nutzung absehbar. Dem Markt verloren geht dagegen ein Hotel, dessen Eigentümer auf dem Gelände wohnt und sich zur Ruhe setzen will, er hat weder Verkaufs- noch Verpachtungsabsichten.

Für an einer Nachfolge Interessierte hat Dajana Rosenkranz einen Rat: den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit bis zum letzten Tag als tragendes Verkaufsargument. Des Weiteren stellt sie zahlreiche Unterstützungsangebote für die touristische Entwicklung vor. Die gastronomische Versorgung an touristisch relevanten Orten sieht sie als wesentliche Kooperationsaufgabe von Verband und Kommunen.

Zum Abschluss der Tourismusgespräche stellt Gernot Kleinlein, Inhaber des Hauses am Bauernsee, sein Naturwein-Projekt vor. Zwar reicht die Anbautradition in Dobbrikow zurück bis ins 12. Jahrhundert, doch die Ursprünglichkeit, der Verzicht auf jegliche Zusätze und unkonventionelle Ideen zeichnen die neuen Weine von „17morgen“ aus. Davon können sich die Teilnehmer dann selbst überzeugen.

Gastgeber Gernot Kleinlein stellt sein Weinprojekt vor

Text und Bilder: Gerald Bornschein