Die Fläminger Tourismusgespräche nehmen neue Geschäftsreiseformen in den Fokus
Was ist Workation? Wie passt das in den Fläming? Wie können Unternehmen davon profitieren? Diese und weitere Fragen standen auf der Tagesordnung der Fläminger Tourismusgespräche im Rahmen der Wirtschaftswoche Teltow-Fläming.
Die Veranstaltung wird seit Jahren mit jeweils einem Schwerpunktthema – diesmal Workation „Fläminger Art“ – gemeinsam von der Wirtschaftsförderung des Landkreises, der IHK Potsdam und dem Tourismusverband Fläming e.V. organisiert. Dessen Geschäftsführer Daniel Sebastian Menzel berichtet, wie das Projekt (noch unter dem Namen MICE) mit dem Kreativnetzwerk Flämingschmiede auf den Weg gebracht wurde.
Grüße von der Vorsitzenden des Tourismusverbandes und Landrätin Kornelia Wehlan überbringt Wirtschaftsförderer Marcel Penquitt. Er sieht reichlich Chancen, in unseren „jungen aufstrebenden Tourismusregion“ eine erfolgreiche Verbindung zwischen deren Leistungsträgern und nicht touristischen Betrieben herzustellen. Maßgeblich dafür sei die Sichtbarkeit der Angebote vor Ort und darüber hinaus.
Nach den Willkommensworten von Gastgeber Karsten Ulrich vom Gasthof „Zum Löwen“ in Löwenbruch wurden die Erwartungen der Teilnehmer an den Tag gesammelt.
Zur Begriffsklärung trägt der Vortrag von Michael Deckert vom Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr (dwif) bei. Die gewollte Hybrid-Version zwischen Arbeit (Work) und Urlaub (Vacation) ist nicht neu – „Arbeiten, wo andere Urlaub machen“, hat aber in den letzten Jahren, forciert durch die Pandemie, an Professionalität gewonnen. Die Motive und die Erscheinungsformen sind sehr variabel, große Schnittmengen gibt es unter anderem zum Co-Working.
Workation ist kein kurzfristiger Hype, sondern hat durch Megatrends wie Digitalisierung oder „New Work“ dauerhaftes Potenzial. Die Akzeptanz für orts- und zeitunabhängiges Arbeiten (Home-Office, Remote Work) ist gewachsen, ebenso das Vertrauen der Arbeitgeber in ihre Mitarbeiter. Die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen immer mehr (Work-Life-Blending). Dazu kommt vor allem aus dem urbanen Umfeld die „Sehnsucht nach dem Land“, für ländliche Räume wie den Fläming ergeben sich hier Chancen. Verschiedene Studien bestätigen die starke Nachfrage, sowohl international als auch in Deutschland.
Alle die mobil arbeiten können, kommen als Zielgruppe infrage. Viele große Unternehmen fördern Workation-Ambitionen, einige werben sogar mit mobiler Arbeit im Ausland. Auch die Belebung der Nebensaison oder die Nutzung von Leerständen – entsprechende Ausstattung vorausgesetzt – bieten Wachstumspotenziale für Tourismusbetriebe. Zu den wirtschaftlichen Argumenten des relevanten Nischensegments kommen oft kreative Impulse für den ländlichen Raum. Als Erfolgsfaktoren zählen nicht nur technische Infrastruktur, sondern auch die Servicequalität, Freizeitangebote der Umgebung oder Vernetzungsmöglichkeiten.
Die Region sei bereits gut aufgestellt: mit der Nähe zum Ballungsraum Berlin-Potsdam, dem vorhandenen professionellen Angebot und der Bündelung und Vernetzung durch den Tourismusverband. Perspektivisch sollten Schulung und Qualität der Anbieter in den Fokus stehen, denn der Fläming steht auch hier im globalen Wettbewerb mit vielen attraktiven Destinationen.
Mit dem Wissen um diese Eckdaten präsentiert sich der Fläming als Vorreiter und als Unikat mit dem Prädikat „Kreativregion“. In dieser Vision finden sich mehrere Kategorien, erklärt Daniel Sebastian Menzel. So vermittelt „Unser Hände Werk“ handwerkliche Fähigkeiten oder Traditionen, „Unerwartetes“ soll Gäste überraschen und „Fläming Wohl“ stellt den Beitrag der Einheimischen für den Tourismus dar.
Andere Leistungsträger zeichnen sich durch „Verrückte Kooperationen & Kreativprozesse“ oder „Inspirierende Kontrasträume & Alltagsfluchten“ aus.
Mittlerweile gehören 28 Partner zu diesem landkreisübergreifenden Workation-Netzwerk, das Freizeit- und Geschäftsreisebereich verknüpft, Tendenz steigend. Mit derzeit 56 Tagungs- und Gruppenformaten mit Verbindung zu Natur, Regionalität und Landwirtschaft wird die „Renaissance des Analogen“ wieder gefeiert. Neben den klassischen Zielgruppen soll künftig vor allem die Aufmerksamkeit der starken regionalen Wirtschaft und ihrer Mitarbeiter auf diese Angebote gelenkt werden.
Beispiele erfolgreicher Workation-Angebote, aber auch die Sicht eines Unternehmers auf der Suche danach, wurden auf der anschließenden Podiumsdiskussion erläutert. Sven Malmstroem vom Schloss Blankensee beschrieb, wie sich die Art der Tagungen verändert hat. Deren Teilnehmer fühlten sich inzwischen wie „in einer großen Ferienwohnung“. Jana Memmert bietet im Kloster Zinna Gin-Workshops an und weiß, dass die Leute gern selbst Hand anlegen wollen.
Stefanie Röder vom hochwertigen Co-Working-Place „Gleis 21“ in Wiesenburg hat die Vision einer gemeinsamen Buchbarkeit verschiedener Locations: „Lasst uns eine Community sein!“
Nach dem gemeinsamen Mittagessen wird der kreative Austausch bei einem Stammtisch mit über 40 Mitwirkenden vertieft, ein wirklich intensiver Tag für Workation „Fläminger Art“.
Text und Bilder: Gerald Bornschein