Jurybesuch bei Growing Karma

Jurybesuch bei Growing Karma

Hochwertiger Tee aus Deutschland

Schünow • Ein „Pionierprojekt für die deutsche Genusslandschaft“ baut Antje Kühnle im Zossener Ortsteil Schünow auf. Seit Anfang 2023 ist hier die größte Teeplantage der Republik im Entstehen. Schon jetzt sind 40.000 Exemplare der Teepflanze Camellia sinensis im Freiland gesetzt, und es sollen mehr werden.

Die Pflanzen haben Priorität

Ihnen gilt die größte Aufmerksamkeit der Gründerin, denn daraus wird das Endprodukt gewonnen, ob als Schwarz- und Grüntee oder als Matcha in höchster Qualität. „Deutschland ist Teeland.“, meint sie und fühlt sich durch die hohe Nachfrage bestätigt. Dennoch gibt es hier kaum Züchter und Anbauflächen. Sie selbst kam über den Weinbau und den E-Commerce zum Tee. Die Idee, ihn in Deutschland anzubauen kam ihr, nachdem sie eine Teeplantage in Portugal besucht hatte.

Brandenburg und insbesondere die ehemalige Schünower Rinderfarm eignen sich hervorragend für den Teeanbau, das haben die rund 100 erstellten Bodenproben bewiesen. Diese (für intensive Landwirtschaft ungeeigneten) Bodenwerte des Geländes und die vorhandene Infrastruktur hatten Antje Kühnle überzeugt. Gemeinsam mit ihrem Mann Rüdiger kaufte sie das 6,5 Hektar große Land inklusive des sanierungsbedürftigen Gebäudeareals von einem Hektar. Die vorteilhaft großen Dachflächen dienen sowohl dem Nutzbarmachen von reichlich Regenwasser als auch für die Stromerzeugung per Photovoltaik.

Erfolgreiche Aufzucht

Auch der erste Neubau galt den Teepflanzen, ein gebraucht erworbenes Glasgewächshaus mit Fußbodenheizung zur Aufzucht der Teepflanzen. Die 200.000 gekauften Samen kamen vor allem aus China und Nepal, daraus sollten laut Plan mindestens 30.000 Setzlinge entstehen. Diese Ende 2024 gezüchtete Charge aus unterschiedlichen Genomen war ein voller Erfolg. Die Pflanzen gedeihen nun im Freiland und in den Folientunneln prächtig. Jetzt braucht es noch Tröpfchenbewässerung, eine Schicht aus Mulch und Schafwolle sowie Blattlausbekämpfung durch Nützlinge.

Tee ist eine Dauerkultur über Generationen, die Pflanzen können mehrere hundert Jahre alt werden. Im Gegensatz zum Wein wird beim Tee nicht die Frucht geerntet, sondern nur der vegetative Zuwachs, das schont die Pflanze. Die ersten drei bis vier Jahre müssen die Freilandpflanzen noch mit Stroh oder Thermovlies abgedeckt werden, danach sollen sie winterfest sein. Parallel dazu wird zudem eine Permakultur angelegt, die vor Wind und Sonne schützt, und bei der der Landwirt nur als Verwalter tätig wird.

Überzeugende Qualität der Mini-Ernten

Die bereits erfolgreichen Mini-Ernten haben Antje Kühnle „Wind unter den Flügeln“ verschafft. Beim Tasting mit verschiedenen Tee-Mastern, darunter Experten von Tee-Gschwendner, gab es ein sehr gutes Feedback. Selbst der japanische Agrar-Attaché war vom Geschmack überzeugt. Zusätzliche Liquidität verschafft ihr der Verkauf von Teepflanzen über den Online-Shop von Growing Karma, was so gar nicht vorgesehen war. Ab sofort soll außerdem eine Crowdfunding-Kampagne Interessenten für das Projekt begeistern und Geld für die Verarbeitungsmaschinen einsammeln.

Der Familienbetrieb soll langsam wachsen, momentan halten ihn drei Beschäftigte am Laufen. Für die Familie Kühnle gibt es momentan kein Wochenende und keinen Urlaub, sie rechnen mit fünf bis sechs Jahren Vorlaufzeit bis zur ersten großen Ernte. Trotzdem sagt Rüdiger Kühnle: „Ich bin der größte Fan meiner Frau!“ Im Winter steht der Ausbau der alten Kuhställe zu mehreren Trocknungs- und Verarbeitungsplätzen auf dem Plan, denn schließlich benötigt jede Teesorte ihre ganz eigene Behandlung und Zeitschiene.

Ein lebendiger Ort entsteht

Auch der ehemalige Hofladen, den die Schünower schon vermissen, soll wieder öffnen. Aus dem Areal soll ein lebendiger Ort werden, der Einkauf, Gastronomie, Events und Coworking verbindet. Bereits jetzt treffen sich die Anwohner zu Pflanzaktionen, zum Oktoberfest oder anderen Kulturveranstaltungen. In Teeseminaren werden sich von dem Getränk Begeisterte künftig ihren eigenen Tee ernten und verarbeiten können.

Außerdem ist es Antje Kühnles Traum, ein Teehaus am neu angelegten See zu errichten. Im Endeffekt geht es ihr darum, Produzenten und Konsumenten wieder direkt zusammenzubringen. Der Beginn ist vielversprechend.

Text und Bilder: gb-design Gerald Bornschein | Video: teltOwkanal
Web: Growing Karma