Ehrliches Eis in vielen Geschmacksrichtungen
Ruhlsdorf • Wäre da nicht die Leidenschaft für den Reitsport gewesen, hätte Loreen Herrmann vielleicht nie ihr heutiges Unternehmen gegründet. Doch weil sie dieses Hobby selbst finanzieren musste, fing sie an, beim Italiener um die Ecke auszuhelfen – und lernte dessen selbst hergestelltes Eis kennen. Damit war die ihre zweite kreative Leidenschaft geboren.
Die besondere Milch
In einer Scharfenbrücker Garage begann Loreen Herrmann mit den ersten Versuchen, bevor sie im Mai 2021 als „Urstrom Jerseys“ mit der eigenen kleinen Eisproduktion startete. Die Milch für ihre Kreationen bezieht sie direkt von einem Bauern, der Milch auch fremd abgeben darf (also außerhalb der Molkereibelieferung). Alleinstellungsmerkmal dabei ist, dass die Schöbendorfer Jersey-Kühe A2 Milch abgeben, die auch bei Milchintoleranz verträglich ist. Außerdem entwickelte die Eis-Manufaktur als erste ein natürliches zuckerfreies Eis, das Diabetiker bedenkenlos genießen können.
Mit einem abgeschlossenen BWL-Studium und reichlich Erfahrungen aus der Gastronomie betrieb Loreen Herrmann erfolgreich die Eis-Produktion und das dazugehörige Café im Schloss Baruth/Mark. Doch nach zwei Jahren wurde das denkmalgeschützte Gebäude einfach zu eng für die wachsende Fertigung. Über ein Anzeigenportal hatte sie eine bei Nürnberg angebotene große Produktionsanlage entdeckt und kurzerhand erworben. Also musste nun eine geeignete Immobilie gefunden werden. Was in Baruth nicht gelang, dafür aber im Ortsteil Ruhlsdorf der Gemeinde Nuthe-Urstromtal.
Neue Produktionslinie in Ruhlsdorf
Das Gebäude einer ehemaligen Wildfleischerei musste natürlich komplett saniert und für die hygienischen Anforderungen vorbereitet werden. So wurden beispielsweise alle Wände abgeschliffen, um den Geruch von Fleisch und Wild zu beseitigen. Doch der Aufwand hat sich gelohnt, statt ehemals 1.000 von Hand abgefüllten Gläsern können mit der Anlage heute 2.000 Stück in der Stunde produziert werden. Diese läuft automatisch, so dass das Unternehmen mit derzeit drei Beschäftigten und zwei Lieferfahrern auskommt. Doch Kundendienst und Auslieferung sollen künftig verstärkt werden.
Momentan sind zwölf Sorten „Honest-Eis“ (honest = ehrlich) in Supermärkten gelistet, darunter Rewe, Edeka und Kaufland, hier sogar regional in Luckenwalde. Auch im eigenen Online-Shop kann das Eis der Urstrom Jerseys erworben werden, dazu kommt die Listung im Lebensmittel-Portal Knuspr. Um die hier erforderlichen Mengen abzudecken, wird vorproduziert und im Tiefkühl-Lager gesammelt. Die 80 Paletten-Stellplätze und ein bundesweit tätiger Logistikpartner sind dafür die Basis. Zusätzlich werden rund 60 Sorten Eis für die Gastronomie gefertigt.
Qualität und Transparenz
Die Rohmilch wird bei 85 Grad pasteurisiert und anschließend für 24 Stunden in sechs Reifetanks gelagert. Das verbessert die Verarbeitungseigenschaften erheblich. Viel Wert legt Loreen Herrmann auf die Qualität des Produkts. Die Mindesthaltbarkeit beträgt ein Jahr, und das ohne künstliche Konservierungsstoffe. Bis 2027 möchte sie die Lieferketten transparent gestalten und jeden Rohstoff direkt vom Hersteller beziehen. Möglichst viele Bestandteile – von Beeren bis Mehl – sollen aus der Region kommen, der Verband pro agro unterstützt auf diesem Weg.
Die Fertigung ist ein Mischsystem, teils konventionell, teils Bio-zertifiziert. Die Nachhaltigkeit will Herrmann künftig durch die Umstellung vom Glas auf biologisch abbaubare Becher erhöhen. Denn die Pfandgläser gehen ausschließlich an die großen Molkereien zurück, und sie müsste ständig Neu-Glas in den Markt bringen. Die Entwürfe für das neue Becher-Layout hat sie selbst kreiert.
Familiär und ausgezeichnet
Eine neue Eisdiele am Standort ist nicht geplant, möglicherweise wird es einen Werksverkauf geben. Das kleine Team um Loreen Herrmann ist wie ein Start-up oder eine Familie, alle begegnen sich auf Augenhöhe. Wer sich bei den Urstrom Jerseys bewerben will, sollte Leidenschaft für das Produkt mitbringen. Gearbeitet wird jeweils zehn Stunden bei einer 4-Tage-Woche. Im Sommer gibt es für alle zwei Wochen Urlaub.
Für Projekte in der Region, die Unterstützung benötigen, ist die Unternehmerin offen. Am ehemaligen Standort hat sie unter anderem das Baruther Feuerwehrfest oder die Kitas mit Eis versorgt. Nicht nur die Jury vom Preis der Wirtschaft durfte an der kleinen Maschine ihr eigenes Stracciatella-Eis erzeugen, auch Kindergruppen bekommen in Workshops einen Bezug zur Herstellung von Lebensmitteln.
Die Eisproduktion sieht Loreen Herrmann als „Rohdiamant“, den sie selbst weiter veredelt. So belegte sie mit der Geschmacksrichtung “Macadamia Salted Caramel – Tonka Chunk Swirl” den 4. Platz beim diesjährigen Gelato Festival World Masters, der Eismacher-Weltmeisterschaft. Für ihr Sortiment erhielt sie in diesem Jahr außerdem den EDEKA-Regionalpreis für Berlin/Brandenburg.









Text und Bilder: gb-design Gerald Bornschein | Video: teltOwkanal
Web: Urstrom Jerseys
Datenschutzhinweis: Das Abspielen des Videos führt zu einer Verbindungsaufnahme mit YouTube und u. U. mit dem DoubleClick-Netzwerk. Es werden weitere externe Datenverbindungen erstellt, auf die wir als Website-Betreiber keinen Einfluss haben. Mehr dazu unter Datenschutz